Stell dir vor, du sitzt am Familientisch und plötzlich prallen Welten aufeinander: Opa Karl, der Dauertyp, besteht darauf, dass alles so bleibt, wie es immer war. Tochter Lisa, der Wechseltyp, rollt mit den Augen und träumt von Veränderung. Und du sitzt mittendrin, versuchst zu vermitteln und fragst dich, wie du alle unter einen Hut bekommen sollst.Klingt vertraut? In Familien und Familienunternehmen treffen oft verschiedene Persönlichkeitstypen aufeinander mit ganz unterschiedlichen Bedürfnisse. Da gibt es:
Der Nähetyp: Sucht Harmonie und emotionale Verbindung. Er kommuniziert gerne ausführlich und persönlich.Der Distanztyp: Schätzt Unabhängigkeit und Sachlichkeit. Seine Kommunikation ist oft knapp und faktenorientiert.Der Dauertyp: Liebt Struktur und Beständigkeit. Er kommuniziert gerne detailliert und plant vorausschauend.Der Wechseltyp: Sucht Abwechslung und neue Erfahrungen. Seine Kommunikation ist oft spontan und ideenreich.Wenn diese unterschiedlichen Typen aufeinandertreffen, kann es zu Missverständnissen kommen, die Shakespeare vor Neid erblassen lassen würden.
Gute Kommunikation ist der Schlüssel zu erfolgreichen Beziehungen, sowohl im Beruf als auch im Privatleben. Doch warum kommt es oft zu Missverständnissen, obwohl beide Seiten glauben, klar zu sprechen? Der deutsche Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun liefert mit seinem Kommunikationsquadrat eine wertvolle Erklärung.
Nach Schulz von Thun hat jede Nachricht vier Seiten: den Sachinhalt, die Beziehungsebene, den Appell und die Selbstoffenbarung. Das bedeutet, dass wir, wenn wir etwas sagen, nicht nur Informationen vermitteln, sondern auch etwas über uns preisgeben, unsere Beziehung zur anderen Person ausdrücken und vielleicht sogar eine Aufforderung verpacken. Ein einfaches Beispiel: „Das Fenster ist offen.“ Auf der Sachebene heißt das schlicht, dass das Fenster offen ist. Auf der Beziehungsebene könnte es jedoch auch bedeuten: „Du hast nicht aufgepasst.“ Auf der Appellebene könnte die Aufforderung mitschwingen: „Mach das Fenster bitte zu.“ Und auf der Selbstoffenbarung zeigt die Person vielleicht, dass ihr kalt ist.
Wenn uns diese verschiedenen Ebenen einer Nachricht bewusst sind, können wir Missverständnisse vermeiden und unsere Kommunikation verbessern. Anstatt vorschnell auf
den Inhalt zu reagieren, lohnt es sich, hinter die Worte zu blicken und alle Ebenen zu verstehen. Durch diese Reflexion können Konflikte entschärft und eine offenere, wertschätzendere
Gesprächskultur geschaffen werden. Kommunikation ist dann nicht mehr nur ein Austausch von Informationen, sondern wird zu einem Mittel, Beziehungen zu stärken und Klarheit zu
schaffen.
Wenn die Grenzen zwischen Familie und Beruf verschwimmen, kann die Kommunikation zur Herausforderung werden. Was im Wohnzimmer völlig normal klingt, kann im Konferenzraum Gefühle verletzen. Ein Dilemma mit hohem Konfliktpotenzial.
Die Akteure in Familienunternehmen bewegen sich fließend und häufig genug übergangslos in drei sehr unterschiedlichen Systemen. Da ist zum einen die Familie. Die Verbindung beruht vor allem auf Emotionen. Sie bilden den Maßstab zur Beurteilung der persönlichen Bedeutung der Mitglieder dieses Systems. Es stehen die Personen im Mittelpunkt der Interaktionen und der Kommunikation. Die Verbindung innerhalb dieses Systems ist personenbezogen. Die Funktionen hingegen sind austauschbar. Kann ein Familienmitglied eine bestimmte Aufgabe nicht erfüllen, so springt im Allgemeinen ein anderes Mitglied ein. Die Beziehungen in der Familie sind unkündbar und der Zugang zu diesem System erfolgt ausschließlich durch Heirat, Geburt oder Adoption.
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Ihre
Annette Plambeck-Warrelmann