Kommunikation: rational-emotional-sozial

Meine Sicht - Deine Sicht


Der Vordermann (oder -frau) an der Ampel fährt nicht schnell genug an. Ich ärgere mich und fange an zu schimpfen. Im Büro teilt mir der Mitarbeiter eine Selbstverständlichkeit mit. Ich empfinde diese Nachricht als überflüssig und fange an, mich zu ärgeren und auf den Mitarbeiter und seine Unfähigkeit zu schimpfen. Der Mitgesellschafter fordert mehr Geld, obwohl er weiß, dass die Liquidität nicht ausreicht. Ich ärgere mich über seine Inkompetenz und fange an zu schimpfen. All diese Situationen ärgern uns und wir haben das Gefühl, der andere agiert nur in eben dieser Weise, um zu verletzen. Doch warum beziehen wir Aktionen oder Reaktionen unseres Gegenüber eigentlich so häufig auf uns? Warum sind wir so leicht verärgert über unsere Mitmenschen und fangen an zu schimpfen? Was läuft schief in unserer Kommunikation?

Kommunikation und Auseinandersetzungen mit unseren Mitmenschen finden auf mehreren Ebenen statt. So agieren wir immer auf einer sachlichen, einer emotionalen und einer sozialen Ebene. Diese drei Bereiche zu kennen, erleichtert den Umgang mit unseren Mitmenschen und schafft ein besseres Verständnis für Konflikte. Denn in jedem Konflikt werden die drei Ebenen der Kommunikation unterschiedlich angesprochen. Auf der sachlichen Ebene handelt es sich um ein bestimmtes Problem. Auf der emotionalen Ebene geht es beispielsweise um die unterschiedliche Identifizierung mit der Situation und den gegenläufigen Interessen der Beteiligten. Jeder Konflikt hat auch eine soziale Komponente. Das Denken und Fühlen eines jeden Menschen hängt auch von seiner sozialen Stellung ab und ist beeinflusst durch Prägungen, die entweder ererbt oder durch Erfahrungen im Laufe des Lebens gesammelt werde. 

 

Auf der Sachebene können die unterschiedliche Aspekte für eine Problemlösung untersucht, beachtet und hinterfragt werden. Je kreativer die Problemlösung auf der Sachebene angegangen wird, umso eher stellt man fest, dass es häufig viele Wege aus der Krise gibt. Auf dieser Ebene werden Ursachen untersucht, hinterfragt, analysiert und behoben. Die Systeme und Strukturen wollen verstanden werden und es gibt richtige und falsche Lösungen, positive und negative Wege. Bei der Entscheidungsfindung hilft die Frage: "Was spricht dafür, welche Argumente dagegen?"Hochkomplexe Probleme können und werden in kleine Teilaspekte zerlegt und gelöst und die Weiterverarbeitung erfolgt über den Verstand, Erklärung und logische lineare Gedankengänge. 

 

Die so notwendige Suche nach Ursachen bleibt im emotionalen Bereich aus. Hier sucht man nach Schuldigen. Es wird nicht gefragt: "Was ist passiert?" sondern "Wer ist schuld?". Im emotionalen Bereich delegieren wir das Problem an Personen. Zudem werden die verschiedenen Aspekte selektiv wahrgenommen und nach angenehm und unangenehm bewertet. Wird die Situation im affektiven Bereich undurchsichtig durch eine hohe Komplexität steigen Gefühle von Hilflosigkeit, Angst und Wut auf. Eine rasche Entscheidung für "das Richtige" hilft dem Gefühlschaos zurück zu einem seichten Fahrwasser. Für das komplexe Problem ist dies jedoch nur eine Scheinlösung. Es wird an ihr festgehalten, damit die bedrohliche Situation der neuerlichen Überflutung nicht wieder eintritt. Im emotionalen Bereich kann ein Gefühl von angenehm in unangenehm umschlagen, eine Sache kann zugleich wahr und unwahr sein. Wir fragen nun "Was will ich? Was ist mir lieber? Was habe ich davon? Wovor habe ich Angst?"

Die dritte Ebene unserer Kommunikation ist die sozial-strukturelle. Die Interessen einer Person entsprechen häufig ihrer Zugehörigkeitsgruppe und können sich von den persönlichen "emotionalen" Interessen unterscheiden. Ich handele und fühle als Vorgesetzter, als Patriarch, als Sohn / Tochter anders, als man dies in einer anderen Rolle oder Position tut. Diese Ebene ist uns schwer zugänglich, weil sie sich teilweise auf unbewussten Mustern begründet. Sie kann als Steuerungsebene aufgefasst werden, die auf die beiden anderen Ebenen einwirkt. Die soziale Intelligenz besteht in der Fähigkeit, diese Situation zu erkennen.

 

Die drei Dimensionen müssen wegen ihrer Verflochtenheit und Unterschiedlichkeit einerseits auseinandergehalten werden, andererseits aber auch als Einheit gesehen werden. In jedem Fall ist unsere Kommunikation von einer hohen Komplexität gezeichnet. Machen wir uns diesen Umstand bewusst, so kann manches Ärgernis, manch aufgeladene Situation anders betrachtet und entschärft werden. Unterschiedliche Interventionsmöglichkeiten stehen zur Verfügung, ist einmal der Konflikt in seine einzelnen Bestandteile zerlegt.

 

Sollte sich eine Situation mal festgefahren haben oder sollten Sie mit einem Mitmenschen immer wieder aneinandergeraten, lassen Sie sich unterstützen von professionellen und erfahrenen Coaches und Mediatoren. Es lohnt sich bestimmt.

 

Ihre Annette Plambeck-Warrelmann



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