Mediation für Familien und Unternehmen

Familie und Unternehmen - Zwei Welten


Das System Familie und das System Unternehmen funktionieren nach verschiedenen Gesetzmäßigkeiten.

 

Die Zugehörigkeit zu einer Familie beruht auf Verwandtschaft und unterliegt nur begrenzter Disposition. In einem Unternehmen zählen hingegen die vertraglichen Grundlagen und es besteht grundsätzlich die Möglichkeit der Kündigung der Beziehung. Zudem zählt in einem Unternehmen dessen wirtschaftlicher Erfolg und seine Mitarbeiter werden an ihrem Erfolg zur Erreichung dieses Zieles gemessen. Familien hingegen sind darauf ausgerichtet, ihren Mitgliedern Sicherheit und Geborgenheit zu geben. Der Wert des einzelnen Mitgliedes bemisst sich in der Idealfamilie nicht nach seiner Leistungsfähigkeit, sondern ergibt sich aus der Zugehörigkeit zum Familienverband an sich. 

In einem Unternehmen beruhen die Beziehungen auf Erreichung eines gemeinsamen Zwecks. Die Beteiligten brauchen sich nicht zu lieben, sie sollen lediglich gemeinsam arbeiten und einen guten Job erledigen. In der Familie hingegen gibt es eine solche gemeinsame Aufgabe nicht. Hier stehen die Personen im Mittelpunkt der Interaktion und Kommunikation, nicht ihre Funktionen.

Ein Unternehmen ist geprägt von der Austauschbarkeit der Personen. Die für die Unternehmen überlebenswichtigen Aufgaben sind zu erledigen, egal von wem. Ganz anders zeigt sich auch hier die Situation in der Familie. Hier bleiben die Personen relativ konstant, nur die Funktionen werden ausgetauscht. Die Beziehungen sind nahezu nicht kündbar.

 

Die Kommunikationsformen von Familie und Unternehmen sind ebenfalls deutlich unterschiedlich. Während die Kommunikation in einer Familie geprägt ist von mündlichen Absprachen, ist die Kommunikation in einem Unternehmen in aller Regel von standardisierten Wegen gekennzeichnet. 

 

Die Übertragung familiärer Kommunikationsmuster auf das Unternehmen kann jedoch zu einer nachteiligen Konfliktaustragungsbereitschaft führen, wenn das häufig in Familien zu findende Motto „Kinder, streitet euch nicht!“ im Unternehmen dazu führt, dass Sachkonflikte nicht ausreichend ausgetragen werden.

Familienunternehmen haben damit immer auch die kaum zu bewältigende Frage zu klären, welchem System Vorrang zu geben ist. Die Belange von Familie und Unternehmen sind stets in einen angemessenen Ausgleich zu bringen, wenn es eine erfolgreiche Unternehmerfamilie bleiben soll. Die entscheidenden Fragen lauten: Wie weit soll das Familiensystem das Unternehmen beeinflussen und wie weit das Unternehmen die Familie? Family first oder Business first?

Auch wenn die Ambivalenzen durch die Mediation nicht gelöst werden können und nach der Bearbeitung des Konflikts noch bestehen bleiben, ist das Mediationsverfahren geeignet, zu einer Entzerrung und Auffächerung der verschiedenen Positionen beizutragen. Und sind die bestehenden Paradoxien den Beteiligten bewusst geworden, ist ein Einlassen auf die Perspektiven des Gegenübers deutlich leichter. Denn wenn es gelingt, den anderen nicht mehr als Gegner zu sehen, sondern den anderen als Kooperationspartner in der Handhabung einer eigentlich „unmöglichen Situation“ anzuerkennen, kann es gelingen, die anstehenden Fragen für die besondere Konstellation „Familienunternehmen“ zu lösen.

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